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Source : Quality - 16 octobre 2009
Ein Gespür für ROMY
1964 traf Will McBride auf Romy Schneider. Die Bilder, die damals entstanden, gelten als Meisterwerke. Nun holte der legendäre Fotograf noch einmal eine junge Schauspielerin vor die Kamera: Jessica Schwarz - die demnächst als Romy in einer Verfilmung glänzt
von Rüdiger Sturm
Dass er selbst und sein legendäres Shooting mit Romy Schneider, damals 1964 in Paris, in dem neuen Film eine Rolle spielen wird, erfährt will McBride erst am Fotoset von Jessica Schwarz, die die große deutsch-österreichische Schauspielerin verkörpert. "Dabei war das eigentlich eine ziemlich unspektakuläre Sache", erzählt die Fotografenlegende mit dem unverkennbaren amerikanischen Akzent über die sagenumwobene Begegnung. „Ich war gerade zufällig in Paris, als die Redaktion von twen anrief und mich dahinschickte. Ich hatte von dieser Romy Schneider noch nie etwas gehört, kam in das Hotel, wo ein ganzer Tisch mit Alkoholflaschen stand und wir verköstigten die alle erst einmal. Dann ging es ganz schnell, sie war unglaublich vor der Kamera, spielte unentwegt. Das war vermutlich das Markanteste an ihr, wie auch ihr enger Freund Roger Fritz immer betonte - sie spielte unentwegt, ihr ganzes Leben lang." Jessica Schwarz, die aufgrund dieses Gefühls, mit dem wirklichen Leben Romy Schneiders durch das Fotoshooting in Verbindung zu treten, etwas aufgeregt war, bewies hingegen große Natürlichkeit. "Sie ist überhaupt nicht so wie Romy", sagt Will McBride. "Und gerade das macht sie sehr sympathisch." Wie auch die Tatsache, dass Jessica Schwarz trotz eines verletzten Knies, den Fototermin tapfer durchstand.
Was haben Sie mit Ihrem Knie angestellt ?
Meine Katze ist in der Nacht abgehauen und der bin ich hinterher gejagt. Leider war da eine Kette im Weg, die man in der Dunkelheit nicht so gut sehen konnte. So bin ich aufs Knie gefallen und dann habe ich es auch noch bei einem Fotoshooting zu stark strapaziert. Ich habe jetzt endlich einen Arzttermin gemacht.
Sind Sie hart im Nehmen ?
Ja, das würde ich schon so sagen. Dabei würde ich durchaus gerne mal zimperlich sein, aber ich bin eben zu diszipliniert und pflichtbewusst in meinem Beruf. Da sage ich mir : Weg mit den kleinen Luxusproblemchen, es geht eben um die Arbeit. Als ich zum Beispiel den Mystery-Thriller "Die Tür" drehte, da hatte ich bei den Drehbuchbesprechungen 40 Grad Fieber und trotzdem habe ich mich irgendwie durchgebissen.
Kann es nicht sein, dass Sie sich manchmal zu viel zumuten ? Ein so komplexes Projekt wie "Romy" schreit ja geradezu nach Selbstentäußerung.
Ich gebe zu, dass mich dieser Dreh schon schwer gebeutelt hat. - Das fing mit dem kleinen Detail an, dass Romy Schneider eine starke Raucherin war. Ich rauche ja selbst, aber durch die Wiederholungen einzelner Einstellungen bin ich am Tag auf sieben Schachteln gekommen. Das war mir dann doch etwas zu viel, ich dachte schon ans Aufhören. Aber das wirklich Aufreibende war, dass ich mich über ein Jahr fast ständig mit ihr beschäftigt habe. Es gab Tage, wo ich sie nicht ertragen konnte. Und am Schluss war ich schon froh, wieder in mein eigenes Universum schlüpfen zu können. Andererseits hat mir diese Erfahrung auch sehr viel Erfüllung gebracht. Ich möchte sie um nichts in der Welt missen. Ein Stück von Romy Schneider ist auch jetzt noch in mir drin.
Was verbindet Sie mit Romy Schneider ?
Schon allein die Leidenschaft für die Arbeit. Und ich weiß auch, wie schwer es ist, als Frau alles unter einen Hut zu bringen - den Wunsch nach totaler Liebe, nach Familie und Geborgenheit einerseits und die Herausforderung seines Berufs andererseits. Da kann man eben manchmal scheitern. Es gibt auch insofern gewisse Parallelen, als sie nicht gerade mit künstlerisch anspruchsvollen Projekten angefangen hat. Wer konnte ahnen, dass sie nach "Sissi" Filme wie "Trio Infernal" drehen würde? Ich will mich keinesfalls mit ihr vergleichen, aber ich habe das nach meiner Zeit als "Viva"-Moderatorin ähnlich erlebt. Ich hatte keine wirkliche Ausbildung und Technik, sondern musste mich auf meine Intuition und mein Bauchgefühl verlassen. Gegenüber Kollegen, die das richtig gelernt haben, hatte ich Riesenrespekt.
War die Schneider früher ein Vorbild für Sie ?
Ich hatte sie schon bewundert, als ich nicht im Entfernsten an die Schauspielerei dachte. Als Mädchen spielte ich mit meinen Freundinnen Sissi : Wir zogen uns Bettücher über, schmückten uns mit Gürteln und Blumen und wandelten so durch den Garten. Ich mochte auch "Monpti" oder "Mädchen in Uniform", wo man schon ihre ganze Energie spüren konnte, und in "Swimming Pool" hat mich ihre Präsenz regelrecht umgehauen. Als ich dann in meinem Beruf anfing, schaute ich mir gezielt Filme mit ihr an, um zu lernen - ob "Dinge des Lebens" oder "Der Prozess". Ich fand sie auch deshalb so überwältigend, weil man durch ihre Schönheit ihren ganzen Schmerz erkennen konnte.
Wie viel Schmerz braucht man, um gut spielen zu können ?
Als Künstler musst du schon auch für die Traurigkeit und die dunklen Seiten des Lebens offen sein. Du solltest nur aufpassen, dass du nicht unter die Räder kommst. Nach der Erfahrung von "Romy" bin ich absoluter geworden, ich springe mit einer neuen Leidenschaft in die Rollen hinein, aber ich versuche dabei auch innerlich stabil zu bleiben. Ich würde mich wahrscheinlich nicht mit voller Wucht gegen eine Wand werfen und mich dabei verletzen, wie sie das getan hat. Da hilft mir zum Glück, dass ich eine wesentlich bodenständigere Person bin.
Woher kommt das ? Von Ihrem Elternhaus ?
Ich denke schon. Meine Eltern waren immer um mich herum, schon allein weil sie einen gastronomischen Betrieb neben unserem Elternhaus hatten. Da konnte ich immer mit ihen sprechen, wenn mich etwas bewegt hat. Das ist auch heute noch so.
Aber als Jugendliche will man sich doch von seinen Eltern abnabeln. Sie selbst zogen ja mit 16 aus, um Karriere als Model zu machen.
Ich sage ja auch nicht, dass es keine Reibungen gab. Aber meine Eltern hatten immer sehr viel Verständnis für mich, selbst wenn ich das vielleicht früher nicht so wahrgenommen habe. Und die Harmonie der Familie gibt mir sehr viel Stabilität. Deshalb kehre ich ja, wenn ich wieder Normalität und Bürgerlichkeit brauche, in meine Heimatstadt Michelstadt zurück. Dann sitzen wir zusammen und sprechen über alles, was uns bewegt.
Was passiert, wenn Sie einen Partner haben? Wird der von der Familie überprüft ?
Momentan stellt sich die Frage nicht, aber meinen Partner bringe ich schon nach Hause mit. Ich sage aber auch vorauswarnend : "Schaut ihn euch an, aber ich will keinen Kommentar. Lasst mich das selbst herausfinden und beeinflusst mich nicht direkt."
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