Source : Ksta.de - 22 mai 2009
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Xaver Schwarzenberger dreht für das ZDF eine neue "Sisi"-Version. Ein halbes Jahrhundert nach Romy Schneider wird das Leben der österreichischen Kaiserin erneut zum Filmgegenstand.
Der männliche Hofstaat übertrifft in seinem goldbetressten Uniform-Ausputz und seinen rot-weiß-roten Schärpen den weiblichen bei weitem. Bei den arrivierten Hofdamen dominiert das gedecktfarbige Kostüm. Die Ehrenjungfrauen zieren sich in festlichem Weiß. Die Wiener Michaelerkirche ist mit Frühlingsgrün und Fahnen geschmückt : Schwarz-Gelb, die Farben des Hauses Habsburg, und das bayerische Weiß-Blau. Langsam und würdevoll bewegt sich ein Festzug zum Altar hin, begleitet von tiefen Verbeugungen in den Seitenreihen, an der Spitze im königsblauen Generalsgewand Max Josef, Herzog in Bayern, an seinem Arm seine 16-jährige Tochter Elisabeth, genannt Sisi.
Szenen einer Ehe
Am Ziel wartet in weißem Paraderock und leuchtend roten Hosen der junge Kaiser Franz Joseph, umgeben von der Geistlichkeit in Weiß und Kardinalspurpur. Auf dem Hochzeitsweg wartet hinter der Kamera der Regisseur Xaver Schwarzenberger. Gut ein halbes Jahrhundert nach der Kulttrilogie seines Kollegen Ernst Marischka mit Romy Schneider und Karl-Heinz Böhm wagt er sich - einer Anregung aus Italien folgend - an eine Neuverfilmung des Sisi-Themas. Im Dreiländer-Auftrag von RAI; ORF und ZDF.(Sendetermine im zweiten deutschen Programm sind der 27. und 30. Dezember) entsteht ein Werk mit dem Anspruch, eine neue Sicht zu eröffnen. Schwarzenberger scheut nicht den Vergleich : "Es ist diesmal kein Heimatfilm, sondern eine moderne, packende Geschichte über Szenen einer Ehe."
Legitime Vertreterin der Staatsräson
In der im Hofzeremoniell renitent gebliebenen Kaiserin sieht er "einen Popstar und eine Stil-Ikone in einer Zeit, als diese Worte noch nicht einmal existierten". Er will "den Mythos nicht kaputt machen, aber andere Charaktere zeigen und andere Wichtigkeiten setzen“. Es ist ihm offensichtlich gelungen, seine Hauptdarsteller davon zu überzeugen. Nachdem die Italiener die potentesten Geldgeber für den Elf-Millionen-Etat sind, kann es kaum überraschen, dass die neue Sisi, die sich historisch korrekt mit nur einem "s" schreibt, in Rom geboren ist. Die 23-jährige Cristiana Capotondi hat das Vorbild Romy Schneider, dem sie in ihrer blonden, blauäugigen Zartheit ähnelt, schon als Sechsjährige auf der Leinwand gesehen.
Der Regisseur glaubt, in ihr ein außerordentliches Talent gefunden zu haben. Er traut ihr zu, dass sie "den Bogen zwischen einem 16-jährigen Mädchen und einer 30-jährigen Frau mit viel Lebenserfahrung mühelos spannen kann." Der geplante Zweiteiler endet im historischen Jahr 1867, als Franz Joseph den Ungarn den "Ausgleich" mit enormen Sonderrechten zugestehen musste, woran seine Frau maßgeblichen Anteil hatte. Gleichwohl war die Besetzung der Kaiserrolle nach Schwarzenbergers Schilderung noch schwieriger. Der Anfangsdreißiger David Rott hatte als gebürtiger Leverkusener, der bei Flensburg aufwuchs und in Berlin lebt, den längsten "Anmarschweg" zu seinen filmischen Einsatzorten.
Der alte "Sissi"-Film ist für ihn lediglich ein Musical ohne sonderlichen Tiefgang - was ihn nicht daran hindert, sich eine persönliche Begegnung mit Karl-Heinz Böhm zu wünschen. Nicht überrascht wäre er, wenn er mit der ganzen Crew wegen des riskanten Remakes "abgewatscht" würde. Den stärksten Gegensatz zur traditionellen Sicht will Martina Gedeck als Schwiegermutter Sophie verkörpern. Die nicht zuletzt als Ulrike Meinhof im RAF-Film bekannt gewordene Schauspielerin will nicht die persönliche Feindin Sisis sein, sondern sieht sich als im System legitime Vertreterin der Staatsräson, als Anwältin des monarchischen Prinzips. Nicht aus Bosheit habe sie die Erziehung der Kinder an sich gezogen, sondern "weil du, Sisi, eine schlechte Kaiserin bist".
Doch kommt neben psychologisierendem Kammerspiel, rechtzeitig zum Ausstrahlungstermin "zwischen den Jahren", auch das historische Bilderbuch zu seinem Recht. Man darf sich an einer vier Tonnen schweren goldenen Hochzeitskutsche aus tschechischem Bestand erfreuen wie auch an einem musealen italienischen Kriegsschiff, das den kaiserlichen Schwager vom Schloss Miramare bei Triest nach Mexiko befördern soll. Es gibt österreichische Schlösser und venezianische Palazzi. 2000 Komparsen werden aufgeboten, nicht zuletzt um einen Eindruck vom Kampfgetümmel in Solferino (1859) und Königgrätz (1866) zu hinterlassen. In der Konkurrenz zu den 50er Jahren ist keine Sparversion geplant.
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