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Yvonne Catterfeld spielt Romy Schneider
"Ich habe Tränen des Glücks geweint"
Es war Nacht in Berlin, als ihr Manager sie anrief : "Du, du bist es! Du spielst Romy Schneider ..!"
Die blauen Augen Yvonne Catterfelds begannen zu schimmern. Sie weinte – ganz allein. Sie setzte sich in einen Audi und fuhr durch das glitzernde Berlin : "Ein Lebenstraum wird für mich wahr. Ich musste das selbst für mich begreifen und realisieren. Es ist eine Entscheidung, die mein Leben verändern wird ... Ich habe es nur 3 Menschen verraten."
Wir sitzen im 6. Stock einer Anwaltskanzlei.
Sie sitzt da wie ein unschuldiges Mädchen, weiße ärmellose Bluse, Pferdeschwanz, schwarze Hose, schwarze Stiefel, weißes iBook-Laptop.
Sie strahlt wie eine aufgehende Sonne.
BILD: Was fasziniert Sie an der Kino-Legende Romy Schneider (†43) ? Sie waren zwei, als sie durch einen Pillen-Alkohol-Cocktail vor 26 starb.
Sie blickt an die weiße Decke und zurück in ihre DDR-Vergangenheit: „Ich hab sie zum ersten Mal im TV gesehen, als Sissi. Als ich immer öfter mit ihr verglichen wurde, kaufte ich mir Bücher, Biografien. Ich entdeckte Parallelen, die über das Äußere hinausgehen.“
BILD: Welche ?
Sie lächelt schweigend.
Ich habe die geheimen Test-Aufnahmen gesehen (100 000 Euro Kosten).
Ich saß neben der eisgrauen Pariser Produzenten-Legende Raymond Danone (77, „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“): „Unglaublich! Diese Ähnlichkeit! Diese Authentizität! Sogar das Plättchen des Nasenrückens ist identisch! Ich kannte Romy gut! Yvonne ist sensationell – auch ihr Französisch mit diesem weichen deutschen Akzent ist derselbe!“
Die 23-Mio.-Ko-Produktion „Eine Frau wie Romy“ startet am 23. Juli in Paris (61 Drehtage, z. B. Berlin, Bayern, Venedig etc.). Ein neuer „Alain Delon“ wird noch gesucht. Romy-Intimus Michel Piccoli (82) hat schon zugesagt und verspricht: „Der Mythos soll nicht zerstört werden.“
BILD: Glauben Sie an Schicksal ?
Catterfeld öffnet ihr Herz: Ich bin nicht christlich erzogen worden. Aber ich glaube an einen Grund für alles, an Fügung. Alle sieben Jahre schlug mein Leben eine neue Richtung ein – wie jetzt mit 28 (eine Lehre des Anthroposophen Steiner).
Sie wuchs als Einzelkind in Erfurt auf. Schüchtern. Verschlossen. Sie guckte Westfernsehen – und sang heimlich Duette mit ihren Idolen (Abi-Note 1,5).
„Ich glaubte an mich und das, was ich liebe und tue. Ich bin ein Glückskind, ja, aber ich habe hart dafür gearbeitet.“
BILD: Warum sprechen Sie Französisch wie Romy ?
"Ich hatte fünf Jahre Französisch in der Schule. Aus Liebe frischte ich es auf. Mein Freund Oliver Wnuk (32, französischer Pass) spricht perfekt. Er lehrte mich es in Rom – wieder so ein ,Zufall‘ ..."
Vor ihr liegt der Vertrag. Sie unterschreibt ihn mit flügelhaftem Schwung : "Ich kann es immer noch nicht glauben! Diese BILD-Zeitung werde ich mir einrahmen ..."
Ein Sprungbrett nach Hollywood ?
"Ich werde alles geben. Wir wollen bescheiden eine große Geschichte erzählen." Sie lächelt. Ihr Manager lächelt. Der Produzent nimmt den Vertrag. Sie wird jetzt auf eine Insel fliegen : "Es ist die Chance meines Lebens ..."
Ein Märchen wird wahr : Romy Catterfeld.
02h11 dans Films-Romy, Presse - 2008, Revue Bild | Lien permanent | Commentaires (0)
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Bientôt un film sur la vie de Romy Schneider
Coup d'envoi, en mars prochain, du tournage de «Romy», joué par Yvonne Catterfeld, une jeune chanteuse allemande, véritable clone de l'actrice disparue.
Les biopics se suivent et ne se ressemblent pas… Après Sagan, Piaf, Coluche et en attendant Gainsbourg et deux films sur la vie de Coco Chanel, on prépare un long-métrage sur Romy Schneider. Coproduction franco-allemande, le film qui doit être tourné en mars 2009 sera financé pour la France par Raymond Danon et réalisé par le metteur en scène germanique Josef Rusnack. Il racontera les grandes lignes de la vie privée et de la carrière de l'actrice, des premiers Sissi à sa disparition tragique en 1982.
Pour incarner l'interprète des Choses de la vie, c'est Yvonne Catterfeld, une chanteuse allemande de 29 ans à la troublante ressemblance, qui a été choisie aux côtés du jeune acteur français Raphaël Personnaz qui jouera Alain Delon. Sa mère, Magda Schneider, sera interprétée par Gudrun Landgrebe, Jean-Hugues Anglade incarnera Claude Sautet ; Tchéky Karyo, le producteur Raymond Danon, et Clément Sibony, son dernier mari, Daniel Biasini. Et on cherche encore l'acteur qui sera Jean-Claude Brialy.
Cette saga intitulée sobrement Romy, qui traversera une quarantaine d'années de cinéma, de bonheur et de drames, devrait bénéficier d'un budget de 13 millions d'euros et être tournée en Allemagne, à Berlin, à Paris, dans le sud de la France et en Roumanie.
« L'histoire d'une jeune fille jetée dans le ciel des stars »
Selon la maison de production allemande Movie Company, dirigée par Douglas Welbat, « le film sera une sorte d'hommage à une femme et à une actrice qui a su faire rimer vie privée et vie professionnelle. L'histoire d'une jeune fille jetée dans le ciel des stars quand elle était très jeune et qui a tenté d'avoir une vie sur la terre ». Et les responsables insistent : «On ne se concentrera pas sur les rumeurs et les scandales qui ont pu jalonner sa carrière. Nous mettrons plutôt en lumière ses aspects positifs, même si on évoquera quelques drames comme la disparition tragique de son fils.»
Pour sa part, le producteur français Raymond Danon précise : «Le film s'est fait avec l'accord de sa fille Sarah et de son mari Daniel Biasini. Pour l'interprète, nous avons vu une trentaine d'actrices et nous nous sommes arrêtés sur Yvonne Catterfeld. Elle est formidable. Quant à Raphaël Personnaz, il interprète Alain Delon. Moi qui ai fait onze films avec ce dernier, je l'ai prévenu pour avoir son accord. Il n'a jamais répondu mais il paraît qu'il n'est pas très content d'être interprété dans un film… Je le comprends. Mais qui peut vraiment interpréter Delon ?»
02h36 dans Films-Romy, Presse - 2008, Revue Figaro | Lien permanent | Commentaires (0)
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Sie war wunderschön, weltberühmt - und leider auch sehr unglücklich: Romy Schneider, die legendäre deutsche Schauspielerin und Stilikone, wäre am Dienstag 70 Jahre alt geworden.
So erfolgreich ihre Karriere mit Werken wie "Wenn der weiße Flieder wieder blüht", der "Sissi"-Trilogie oder "Nachtblende" verlief (insgesamt spielte sie in 60 Filmen mit), so tragisch war ihr Privatleben. Nach ihrer Trennung von Alain Delon unternahm sie 1964 einen Selbstmordversuch. Auch ihre beiden Ehen gingen in die Brüche. Ihr 14-jähriger Sohn verunglückte 1981 tödlich. Im Mai 1982 starb sie in ihrer Pariser Wohnung.
Die "Berliner Illustrirte Zeitung" widmet einer der faszinierendsten Frauen des 20. Jahrhunderts heute eine Doppelseite mit den schönsten Fotos aus ihrem Leben. BIZ
Wunderschön, weltberühmt, todunglücklich
Wir wollten mal eine Wohnung mieten in Berlin, einfach weil sie im Nachbarhaus von Romy Schneider lag. In der Winklerstraße in Grunewald. Dabei hat Romy Schneider dort gerade einmal vier Jahre gelebt.
Sie war eine der besten und erfolgreichsten Schauspielerinnen Deutschlands und fasziniert bis heute: Am Dienstag hätte Romy Schneider ihren 70. Geburtstag gefeiert. Über die Mode, die Liebe und das Leid einer Stilikone - und ihre Zeit in Berlin
Von 1966 bis 1970. Zusammen mit Harry Meyen, ihrem ersten Ehemann, dem zweiten großen Fehlgriff in Sachen Männer, dem noch eine Reihe anderer folgen sollte. Dennoch, seltsamerweise, scheint Romy Schneider hier bis heute gegenwärtig, West-Berlin war vielleicht nie wieder so sexy wie zu dieser Zeit. Hier wurde ihr Sohn David geboren, hier schob die junge Familie den Kinderwagen durch den Schneematsch, hier entstanden die Familienporträts, die signalisierten: Man kann ein Kind haben und dennoch cool bleiben.
Was heute Madonna und Guy Ritchie nur mit viel Aufwand und noch mehr Stylisten hinbekommen, wofür Katie Holmes und Tom Cruise viel Geld zahlen würden, und was nicht einmal Vanessa Paradis und Johnny Depp geschafft haben, gelang hier mühelos, weil es völlig authentisch war. Eine Kleinfamilie war mit einem Mal nicht mehr per se spießig.
Das lag nicht unbedingt am Kleiderstil Romy Schneiders. In ihrer Berliner Zeit gab sie überzeugend die modisch unaufgeregte Dramaturgengattin, die gern Hosen trug, schlichte Rollkragen, flache Schuhe. Pariser Schick, gab sie zu Protokoll, fehle ihr überhaupt nicht, sie sei doch jetzt - Augenzwinkern - Hausfrau und Mutter. Bezeichnenderweise wird sie die Mode wieder entdecken, wenn sie Paris wiederentdeckt, nicht einmal fünf Jahre später. Sie wird sich nach anstrengenden Drehtagen mit einem Juwelierbesuch in der Rue Saint-Honoré belohnen, an glamourösen Galaabenden Prêt-à-porter-Mode tragen, von Yves Saint Laurent oder Kenzo, und diesen Avantgardisten so rasch zu einer größeren Öffentlichkeit verhelfen. In der Winklerstraße hängt sie das Chanel-Kostüm, in dem sie Harry Meyen kennenlernte, erst einmal in den Schrank - diese "Uniform der Bourgeoisie". Entscheidender als Kleider sind für den Grunewalder Look das Kind auf ihrem Arm, der Mann an ihrer Seite. Und er stand ihr verdammt gut, dieser "Total Look".
So wie Romy Schneider damit umging, bedeutete ein Kind zu haben weder, dass man seine Karriere total vergessen konnte, geschweige denn Alkohol oder Zigaretten, noch dass man ab jetzt weniger lässig angezogen war. Oder keine glamourös eingerichtete Wohnung zu haben, in der man abends gemeinsam mit der intellektuellen und kreativen Elite Berlins elegante Dinnerpartys genießen konnte. Ein Kind zu haben bedeutete außerdem nicht, mit dem Vater des Kindes zusammenbleiben zu müssen. Diese Spielregel promotete Romy lange bevor es zur kleinbürgerlichen Gewohnheit werden sollte, "alleinerziehend" zu sein.
Als das Ehepaar Haubenstock - so der gemeinsame Name im Pass - wegen Theaterverpflichtungen Harry Meyens nach Hamburg umzog, war das der Anfang vom raschen Ende dieser scheinbar harmonischen Koexistenz. Hamburg hatte Romy nichts zu bieten. Hier gab es nicht einmal Bohemiens im Freundeskreis oder Kommunen, nur bürgerliche Freunde in muffigen Altbauwohnungen. Und der eigene Mann war plötzlich kein Held mehr. Nur ein schlecht angesehener Regisseur an einer zweitklassigen Bühne. Romy wurde nervös.
Gut zwei Jahre nach der Geburt von Sohn David nimmt sie ihre Karriere wieder auf, als sei nichts gewesen. Alain Delon ruft an, spät am Abend, erzählt von einem Film namens "Der Swimmingpool", Drehort Südfrankreich, sie beide in den Hauptrollen, wäre das nicht wunderbar?
Angeblich hat Romy Schneider auf der Stelle zugesagt, zum ersten Mal nicht den 14 Jahre älteren Brillenträger an ihrer Seite konsultiert, geschweige denn seine Bedenken geprüft, wie er es von ihr in den vergangenen vier Jahren verlangt hatte. Stattdessen startet sie umgehend ein rigides Fitnessprogramm und hält streng Diät. Schluss ist mit "Kartoffelsalat vor dem Fernseher", dem Lieblingsabendprogramm von Harry Meyen, ab geht es nach Saint-Tropez, schon zwei Wochen vor Drehbeginn, um den wiedergewonnenen Körper der Rolle gerecht vorzubräunen. Und hier, am Flughafen in Nizza, unter den Augen der Weltpresse, die das Wiedersehen mit Alain Delon nach fünf Jahren begeistert dokumentiert, beginnt das Leben der Romy Schneider noch einmal. Sie stürzt sich ausgehungert in die Arbeit, empfängt in Drehpausen den leicht gereizten Ehemann, den Babysitter von David, und lässt sich von den Fotografen von "Stern" und "Paris Match" nackt im Mittelmeer ablichten. Sie begreift zum ersten Mal die ewige Medienmathematik von nackter Haut gleich Titelbild in Farbe gleich Kinokasse und wird dieses Rechenexempel in Zukunft noch oft exerzieren. Ihr Gesicht, das von nun an immer öfter in Nahaufnahmen festgehalten werden wird, ist jetzt ein anderes. Das liegt daran, dass Romy Schneider nach der langen Babypause ihr Faible für Make-up wiederentdeckt. Als Kinderstar schon früh an die Maske gewöhnt, die sie locker zehn Jahre älter machen konnte, fängt sie jetzt wieder gezielt an, "dick aufzutragen". Der Look der ausgehenden 60er-Jahre wird auch in späteren Jahren so etwas wie ihr Markenzeichen: stark geschminkte Augen, die Haare aus dem Gesicht, um den markanten Haaransatz zu betonen, dunkle Make-ups, die ihrem Ausdruck etwas Theatralisches verleihen.
Im Paris dieser Epoche fällt es nicht auf, wenn man in einem Restaurant am trendigen linken Ufer der Seine zu einem ganz banalen Dienstagabenddiner geschminkt erscheint, als stehe man auf der Bühne der Oper. Im Gegenteil, die "Rive-gauche-Prominenz" schillert um die Wette, ein wenig Halbwelt gehört zum guten Ton. Ungeschminkt geht man nicht einmal ins Bett, außer wenn man ausnahmsweise einmal allein darin liegt. Nicht selten sind deswegen für Romy Schneider Make-up-Artisten die wirklich vertrauten Personen innerhalb einer Filmcrew, sie richten sie nach einem langen Drehtag so her, dass sie auch ihrem Publikum in der "Brasserie Lipp" gefällt. Nach dem auch kommerziell großen Erfolg von "Der Swimmingpool" ist "Sissi" endgültig tot. Die herzige Österreicherin der 50er-Jahre-Filmbälle: tot. Das junge, leicht irregeleitete Talent mit internationalen Chancen: mausetot. Die verlobte und verheiratete, verführte und geläuterte Romy: alle tot. Übrig bleibt allein die Schauspielerin Romy Schneider, und wer immer sich ab jetzt auf sie einlassen wird, soll das keine Sekunde vergessen. Nie wieder wird sie von nun an etwas tun, was nicht ihrer Person als Schauspielerin gerecht wird. Nur noch ganz selten wird sie lachen oder weinen, fluchen, schreien, schluchzen oder tanzen, ohne dabei an die Kamera zu denken, das Gegenüber, das sie spiegelt.
In den vielen berühmten Filmen der 70er-Jahre, die bis heute ihren Mythos begründen, erkennt man unschwer das immer gleiche Psychogramm. Leicht zu verletzende, nach Liebe und Zuwendung lechzende, oft hysterische Frauen, die ihre Neigung auszurasten mit Leidenschaft verwechseln. Und man ahnt, dass auch die wirkliche Romy leicht ausflippt - nicht nur, wenn einmal wieder die Nachricht von einem Nervenzusammenbruch durch die Gazetten geistert. "Mehr und mehr entblättert sich ein Bündel brachliegender Nerven, unkontrollierbarer Emotionen. Selbstironie scheint Furcht einflößend und weitab von ihrem Sprachschatz, Denken, Fühlen. Sie erinnert an die Monroe. Widerborstiger, angriffsbereiter als jene, doch gleichermaßen verwundbar-wankelmütig." So beschreibt Hildegard Knef die Kollegin in diesen Tagen.
Dass sie bereit ist, jeden Millimeter Haut für Großaufnahmen zu entblößen, interpretiert man als Mut, wichtige Filmpreise bekommt sie immer dann, wenn sie besonders viel weint vor der Kamera, sich demütigen lässt, verlassen wird oder vergewaltigt. Die legendären sieben Minuten in "Mado" rücken ihr Gesicht ins Zentrum des Filmplakates - einfach weil man sich später nur daran erinnern wird: Die Schneider hatte einen Auftritt.
Bei "Nachtblende" fühlt sie sich für das gesamte Projekt verantwortlich, als klar wird, dass der Regisseur mit der Ansammlung mittelmäßiger Egomanen wie Klaus Kinski oder Fabio Testi nicht fertig wird. Sie ist mit der Produzentin befreundet, weiß, dass nur Boulevardgeschichten über neue Grenzüberschreitungen die Menschen ins Kino locken. Also masturbiert sie vor der Kamera, heult sie mit verschmiertem Make-up, verwüstet sie Restaurants und gibt die Gescheiterte, als gäbe es kein Morgen. Ein weiterer Zusammenbruch, die Affäre mit einem Schlagersänger, offen ausgetragene Konflikte mit dem Team am Set, dazu erste Gerüchte über einen neuen Ehemann in ihrem Leben (Daniel Biasini avanciert gerade vom Sekretär zum Liebhaber) - genug Schlagzeilen, die wieder für volle Kinos sorgen. Schon in "Der Swimmingpool" kann sie nur lieben, was unglücklich macht, von jetzt an werden Variationen dieses Themas die Auswahl ihrer Drehbücher bestimmen. Im wahren Leben legt sie sich bei jedem Dreh mit einem anderen Mann ins Bett, und wenn diese Kollegen, Regisseure, Komparsen später darüber Auskunft geben, tun sie es im günstigen Fall mitleidig, nicht selten voller Verachtung.
Ausgerechnet Alain Delon, den sie sich aus dem Herzen reißen musste, als er sie über Nacht wegen einer neuen Frau verließ ("Bin mit Nathalie nach Mexiko. Alles Gute. Alain"), wird der einzige Mann in Romys Leben werden, der sie tatsächlich liebt. Er hat bei den Dreharbeiten zu "Swimmingpool" noch einmal einen Versuch gemacht, ihre Beziehung wieder zu beleben und schaltet nach einer klaren Absage Romys ("Nichts ist kälter als eine tote Liebe.") problemlos auf ritterlicher Freund um. Er wird von nun an immer da sein, wenn sie ihn braucht. Er telefoniert mit ihr, stundenlang, wenn sie einen Gesprächspartner braucht. Er verbringt Weihnachten mit ihr, inzwischen bereits mit der nächsten Frau verheiratet, wenn sie einsam ist ohne ihren Sohn, den der Vater nach Hamburg einbestellt hat. Er schickt seine Bodyguards, um sie abzuschirmen in den tragischen Momenten ihres Lebens. Und er ist der Erste, der bei ihr ist, als sie sich aus dem Leben verabschiedet. Delon liefert der Presse eine offizielle, würdige Erklärung für ihren Tod. Nicht ihre Familie, nicht ihr aktueller Lebensgefährte.
Am Dienstag wäre Romy Schneider 70 Jahre alt geworden. Kaum vorstellbar, wie das ausgesehen hätte. Eine "Das war ihr Leben "-Sendung im französischen Fernsehen, mit noch lebenden Weggefährten und Ex-Männern. Eine im deutschen Fernsehen, vielleicht mit Alice Schwarzer und Dietmar Schönherr? Die mit Romy Schneider noch einmal die eigene mediale Bedeutung beschwören könnten aus längst vergangenen Tagen? Ein Themenabend auf Arte, durch den die ebenfalls schauspielerisch ambitionierte Tochter Sarah Biasini führen könnte? Das kann doch gar nicht sein, dass ihr das besser gefallen hätte als dieser rasche Abschied in der Nacht vor fast 30 Jahren.
Von Lisa Feldmann
02h25 dans Presse - 2008, Revue Berliner | Lien permanent | Commentaires (0)
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Liebling der Kamera
Hommage an ein Ausnahme-Talent : schön, rätselhaft und manchmal auch abgründig.
Romy Schneider war die Letzte, die im deutschen Kino uneingeschränkt ein Star genannt werden durfte. Und so wird denn auch kein Anlass ausgespart, sich an sie zu erinnern; sich vor dieser Frau und ihren Filmen zu verneigen, die viele seit ihrem Tod am 29. Mai 1982 fast schmerzlich vermissen. Am kommenden Dienstag wäre sie 70 Jahre alt geworden.
"Eine Filmliebe in Paris" heißt der Themenabend, den Arte der Schauspielerin im Vorfeld widmet und der sich (wieder mal) am Rätsel Romy abarbeitet. An ihrem chaotischen Liebesleben, den wechselhaften Launen und Gefühlsausbrüchen, kurz: ihrem Zustand zwischen Höhenflug und Verzweiflung, den sie oft ungefiltert vor der Kamera ausgelebt hat. Hier konnte Romy Schneider alles sein - wovon nicht nur ihr berühmter Ausspruch zeugt: "Ich kann nichts im Leben, aber alles auf der Leinwand"
Sie konnte das süße "Sissi"-Mädchen ebenso wie die geheimnisvolle Femme fatale an der Grenze zwischen Gut und Böse. Der französische Regisseur Claude Sautet, der fünf Filme mit ihr drehte, ließ sie so schön und abgründig und verführerisch aussehen wie selten. Bei Sautet durfte Romy die "Synthese aller Frauen" sein und emanzipierte, moderne, unabhängige Figuren spielen.
Den Auftakt des Arte-Themenabends bildet der letzte Film, den Romy Schneider in ihrer Karriere drehen sollte: "Die Spaziergängerin von Sans-Souci" (1981) unter der Regie von Jacques Rouffio. Zum ersten Mal spielt die Schauspielerin eine Doppelrolle, zum ersten Mal soll sie ein Projekt selbst initiiert haben - und stieß zunächst auf Widerstand: Keine Versicherung wollte das Risiko für die von einer Nierenoperation geschwächte Schauspielerin übernehmen. Der Film sollte ein Erfolg werden, und Romy widmete ihn ihrem verunglückten Sohn David.
Die Handlung alterniert zwischen dem Geschehen in der Gegenwart des Jahres 1981 und den in den Rückblenden erzählten Ereignissen im Jahr 1933. Als Lina spielt Romy Schneider die Frau von Max (Michel Piccoli), der einst als Kind von der Jüdin Elsa (Romy Schneider) gerettet wurde, nachdem seine Eltern von den Nationalsozialisten ermordet worden waren. "Die Spaziergängerin von Sans-Souci" ist Romy Schneiders 58. Film. Als er in die deutschen Kinos kommt, ist die Hauptdarstellerin schon fünf Monate tot.
Um 22.30 Uhr schließt sich der Dokumentarfilm "Romy Schneider - Eine Frau in drei Noten" von Frederick Baker an, der sich um Segen und Fluch des Star-Daseins dreht, um Schneiders fast manisches Streben nach Vollkommenheit. Wie sehr das Leben (und Sterben) der Schauspielerin die Menschen noch immer fasziniert, zeigen nicht zuletzt zwei Filmprojekte, die Romy Schneider wiederauferstehen lassen wollen: Seit September laufen die Dreharbeiten für einen TV-Film, in dem Jessica Schwarz die Hauptrolle spielt; Anfang 2009 soll der Kinofilm "Eine Frau wie Romy" mit Yvonne Catterfeld entstehen. Es fällt schwer zu glauben, dass Romy Schneider tot ist. Gerade in diesen Tagen scheint sie allgegenwärtig.
Von Karolin Jacquemain
02h57 dans Presse - 2008 | Lien permanent | Commentaires (1)
Article intérieur : 1 3/4 page |
Wunderschön, weltberühmt und todunglücklich
Sie war eine der besten und erfolgreichsten Schauspielerinnen Deutschlands und fasziniert bis heute: Am Dienstag hätte Romy Schneider ihren 70. Geburtstag gefeiert. Lisa Feldmann über die Mode, die Liebe und das Leid einer Stilikone
Wir wollten mal eine Wohnung mieten in Berlin, einfach weil sie im Nachbarhaus von Romy Schneider lag. In der Winklerstraße in Grunewald. Dabei hat Romy Schneider dort gerade einmal vier Jahre gelebt. Von 1966 bis 1970. Zusammen mit Harry Meyen, ihrem ersten Ehemann, dem zweiten großen Fehlgriff in Sachen Männer, dem noch eine Reihe anderer folgen sollte. Dennoch, seltsamerweise, scheint Romy Schneider hier bis heute gegenwärtig, West-Berlin war vielleicht nie wieder so sexy wie zu dieser Zeit.
Hier wurde ihr Sohn David geboren, hier schob die junge Familie den Kinderwagen durch den Schneematsch, hier entstanden die Familienporträts, die signalisierten: Man kann ein Kind haben und dennoch cool bleiben.
Was heute Madonna und Guy Ritchie nur mit viel Aufwand und noch mehr Stylisten hinbekommen, wofür Katie Holmes und Tom Cruise viel Geld zahlen würden, und was nicht einmal Vanessa Paradis und Johnny Depp geschafft haben, gelang hier mühelos, weil es völlig authentisch war. Eine Kleinfamilie war mit einem Mal nicht mehr per se spießig.
Das lag nicht unbedingt am Kleiderstil Romy Schneiders. In ihrer Berliner Zeit gab sie überzeugend die modisch unaufgeregte Dramaturgengattin, die gern Hosen trug, schlichte Rollkragen, flache Schuhe. Pariser Schick, gab sie zu Protokoll, fehle ihr überhaupt nicht, sie sei doch jetzt - Augenzwinkern - Hausfrau und Mutter. Bezeichnenderweise wird sie die Mode wiederentdecken, wenn sie Paris wiederentdeckt, nicht einmal fünf Jahre später. Sie wird sich nach anstrengenden Drehtagen mit einem Juwelierbesuch in der Rue Saint-Honoré belohnen, an glamourösen Galaabenden Prêt-à-porter-Mode tragen, von Yves Saint Laurent oder Kenzo, und diesen Avantgardisten so rasch zu einer größeren Öffentlichkeit verhelfen. In der Winklerstraße hängt sie das Chanel-Kostüm, in dem sie Harry Meyen kennenlernte, erst einmal in den Schrank - diese "Uniform der Bourgeoisie". Entscheidender als Kleider sind für den Grunewalder Look das Kind auf ihrem Arm, der Mann an ihrer Seite. Und er stand ihr verdammt gut, dieser "Total Look".
So wie Romy Schneider damit umging, bedeutete ein Kind zu haben weder, dass man seine Karriere total vergessen konnte, geschweige denn Alkohol oder Zigaretten, noch dass man ab jetzt weniger lässig angezogen war. Oder keine glamourös eingerichtete Wohnung zu haben, in der man abends gemeinsam mit der intellektuellen und kreativen Elite Berlins elegante Dinnerpartys genießen konnte.
Ein Kind zu haben bedeutete außerdem nicht, mit dem Vater des Kindes zusammenbleiben zu müssen. Diese Spielregel promotete Romy lange bevor es zur kleinbürgerlichen Gewohnheit werden sollte, "alleinerziehend" zu sein.
Als das Ehepaar Haubenstock - so der gemeinsame Name im Pass - wegen Theaterverpflichtungen Harry Meyens nach Hamburg umzog, war das der Anfang vom raschen Ende dieser scheinbar harmonischen Koexistenz. Hamburg hatte Romy nichts zu bieten. Hier gab es nicht einmal Bohemiens im Freundeskreis oder Kommunen, nur bürgerliche Freunde in muffigen Altbauwohnungen. Und der eigene Mann war plötzlich kein Held mehr. Nur ein schlecht angesehener Regisseur an einer zweitklassigen Bühne. Romy wurde nervös.
Gut zwei Jahre nach der Geburt von Sohn David nimmt sie ihre Karriere wieder auf, als sei nichts gewesen. Alain Delon ruft an, spät am Abend, erzählt von einem Film namens "Der Swimmingpool", Drehort Südfrankreich, sie beide in den Hauptrollen, wäre das nicht wunderbar?
Angeblich hat Romy Schneider auf der Stelle zugesagt, zum ersten Mal nicht den vierzehn Jahre älteren Brillenträger an ihrer Seite konsultiert, geschweige denn seine Bedenken geprüft, wie er es von ihr in den vergangenen vier Jahren verlangt hatte. Stattdessen startet sie umgehend ein rigides Fitnessprogramm und hält streng Diät. Schluss ist mit "Kartoffelsalat vor dem Fernseher", dem Lieblingsabendprogramm von Harry Meyen, ab geht es nach Saint-Tropez, schon zwei Wochen vor Drehbeginn, um den wiedergewonnenen Körper der Rolle gerecht vorzubräunen.
Und hier, am Flughafen in Nizza, unter den Augen der Weltpresse, die das Wiedersehen mit Alain Delon nach fünf Jahren begeistert dokumentiert, beginnt das Leben der Romy Schneider noch einmal. Sie stürzt sich ausgehungert in die Arbeit, empfängt in Drehpausen den leicht gereizten Ehemann, den Babysitter von David, und lässt sich von den Fotografen von "Stern" und "ParisMatch" nackt im Mittelmeer ablichten. Sie begreift zum ersten Mal die ewige Medienmathematik von nackter Haut gleich Titelbild in Farbe gleich Kinokasse und wird dieses Rechenexempel in Zukunft noch oft exerzieren.
Ihr Gesicht, das von nun an immer öfter in Nahaufnahmen festgehalten werden wird, ist jetzt ein anderes. Das liegt daran, dass Romy Schneider nach der langen Babypause ihr Faible für Make-up wiederentdeckt. Als Kinderstar schon früh an die Maske gewöhnt, die sie locker zehn Jahre älter machen konnte, fängt sie jetzt wieder gezielt an, "dick aufzutragen". Der Look der ausgehenden 60er-Jahre wird auch in späteren Jahren so etwas wie ihr Markenzeichen: stark geschminkte Augen, die Haare aus dem Gesicht, um den markanten Haaransatz zu betonen, dunkle Make-ups, die ihrem Ausdruck etwas Theatralisches verleihen. Im Paris dieser Epoche fällt es nicht auf, wenn man in einem Restaurant am trendigen linken Ufer der Seine zu einem ganz banalen Dienstagabenddiner geschminkt erscheint, als stehe man auf der Bühne der Oper. Im Gegenteil, die "Rive-gauche-Prominenz" schillert um die Wette, ein wenig Halbwelt gehört zum guten Ton. Ungeschminkt geht man nicht einmal ins Bett, außer wenn man ausnahmsweise einmal allein darin liegt. Nicht selten sind deswegen für Romy Schneider Make-up-Artisten die wirklich vertrauten Personen innerhalb einer Filmcrew, sie richten sie nach einem langen Drehtag so her, dass sie auch ihrem Publikum in der "Brasserie Lipp" gefällt.
Nach dem auch kommerziell großen Erfolg von "Der Swimmingpool" ist "Sissi" endgültig tot. Die herzige Österreicherin der 50er-Jahre-Filmbälle: tot. Das junge, leicht irregeleitete Talent mit internationalen Chancen: mausetot. Die verlobte und verheiratete, verführte und geläuterte Romy: alle tot. Übrig bleibt allein die Schauspielerin Romy Schneider, und wer immer sich ab jetzt auf sie einlassen wird, soll das keine Sekunde vergessen. Nie wieder wird sie von nun an etwas tun, was nicht ihrer Person als Schauspielerin gerecht wird. Nur noch ganz selten wird sie lachen oder weinen, fluchen, schreien, schluchzen oder tanzen, ohne dabei an die Kamera zu denken, das Gegenüber, das sie spiegelt.
In den vielen berühmten Filmen der 70er-Jahre, die bis heute ihren Mythos begründen, erkennt man unschwer das immer gleiche Psychogramm. Leicht zu verletzende, nach Liebe und Zuwendung lechzende, oft hysterische Frauen, die ihre Neigung auszurasten mit Leidenschaft verwechseln. Und man ahnt, dass auch die wirkliche Romy leicht ausflippt - nicht nur, wenn einmal wieder die Nachricht von einem Nervenzusammenbruch durch die Gazetten geistert. "Mehr und mehr entblättert sich ein Bündel brachliegender Nerven, unkontrollierbarer Emotionen. Selbstironie scheint Furcht einflößend und weitab von ihrem Sprachschatz, Denken, Fühlen. Sie erinnert an die Monroe. Widerborstiger, angriffsbereiter als jene, doch gleichermaßen verwundbar-wankelmütig." So beschreibt Hildegard Knef die Kollegin in diesen Tagen.
Dass sie bereit ist, jeden Millimeter Haut für Großaufnahmen zu entblößen, interpretiert man als Mut, wichtige Filmpreise bekommt sie immer dann, wenn sie besonders viel weint vor der Kamera, sich demütigen lässt, verlassen wird oder vergewaltigt. Die legendären sieben Minuten in "Mado" rücken ihr Gesicht ins Zentrum des Filmplakates - einfach weil man sich später nur daran erinnern wird: Die Schneider hatte einen Auftritt.
Bei "Nachtblende" fühlt sie sich für das gesamte Projekt verantwortlich, als klar wird, dass der Regisseur mit der Ansammlung mittelmäßiger Egomanen wie Klaus Kinski oder Fabio Testi nicht fertig wird. Sie ist mit der Produzentin befreundet, weiß, dass nur Boulevardgeschichten über neue Grenzüberschreitungen die Menschen ins Kino locken. Also masturbiert sie vor der Kamera, heult sie mit verschmiertem Make-up, verwüstet sie Restaurants und gibt die Gescheiterte, als gäbe es kein Morgen. Ein weiterer Zusammenbruch, die Affäre mit einem Schlagersänger, offen ausgetragene Konflikte mit dem Team am Set, dazu erste Gerüchte über einen neuen Ehemann in ihrem Leben (Daniel Biasini avanciert gerade vom Sekretär zum Liebhaber) - genug Schlagzeilen, die wieder für volle Kinos sorgen. Schon in "Der Swimmingpool" kann sie nur lieben, was unglücklich macht, von jetzt an werden Variationen dieses Themas die Auswahl ihrer Drehbücher bestimmen. Im wahren Leben legt sie sich bei jedem Dreh mit einem anderen Mann ins Bett, und wenn diese Kollegen, Regisseure, Komparsen später darüber Auskunft geben, tun sie es im günstigen Fall mitleidig, nicht selten voller Verachtung.
Ausgerechnet Alain Delon, den sie sich aus dem Herzen reißen musste, als er sie über Nacht wegen einer neuen Frau verließ ("Bin mit Nathalie nach Mexiko. Alles Gute. Alain"), wird der einzige Mann in Romys Leben werden, der sie tatsächlich liebt. Er hat bei den Dreharbeiten zu "Swimmingpool" noch einmal einen Versuch gemacht, ihre Beziehung wieder zu beleben und schaltet nach einer klaren Absage Romys ("Nichts ist kälter als eine tote Liebe.") problemlos auf ritterlicher Freund um. Er wird von nun an immer da sein, wenn sie ihn braucht. Er telefoniert mit ihr, stundenlang, wenn sie einen Gesprächspartner braucht. Er verbringt Weihnachten mit ihr, inzwischen bereits mit der nächsten Frau verheiratet, wenn sie einsam ist ohne ihren Sohn, den der Vater nach Hamburg einbestellt hat. Er schickt seine Bodyguards, um sie abzuschirmen in den tragischen Momenten ihres Lebens. Und er ist der Erste, der bei ihr ist, als sie sich aus dem Leben verabschiedet. Delon liefert der Presse eine offizielle, würdige Erklärung für ihren Tod. Nicht ihre Familie, nicht ihr aktueller Lebensgefährte.
In diesen Tagen wäre Romy Schneider siebzig geworden. Kaum vorstellbar, wie das ausgesehen hätte. Eine "Das war ihr Leben "-Sendung im französischen Fernsehen, mit noch lebenden Weggefährten und Ex-Männern. Eine im deutschen Fernsehen, vielleicht mit Alice Schwarzer und Dietmar Schönherr? Die mit Romy Schneider noch einmal die eigene mediale Bedeutung beschwören könnten aus längst vergangenen Tagen? Ein Themenabend auf Arte, durch den die ebenfalls schauspielerisch ambitionierte Tochter Sarah Biasini führen könnte? Das kann doch gar nicht sein, dass ihr das besser gefallen hätte als dieser rasche Abschied in der Nacht vor fast dreißig Jahren.
02h06 dans Presse - 2008 | Lien permanent | Commentaires (0)
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Omi Romy – am Dienstag wäre sie 70 geworden...
Sie starb jung, mit 43. Sie bleibt unsterblich, bis heute. Romy Schneider lebt in ihren Filmen weiter, in unseren Köpfen.
Würden unsere Wünsche wahr, dürfte Romy am Dienstag ihren 70. Geburtstag feiern. Aber weil wir lediglich unsere Gedanken sichtbar machen können, stellen wir uns vor, wie die schöne Romy mit 70 aussieht: Noch immer schön. Obwohl ein paar Falten dazugekommen sind (Romy, die Natürliche, hätte sich niemals liften lassen). Obwohl die Schicksalstraurigkeit (Tod des Sohnes, immer wieder von der Liebe verlassen) auch im Alter nicht aus ihrem Gesicht gewichen ist.
Es werden gerade zwei Filme über sie gedreht, einer für das Fernsehen, einer für das Kino. Wir sehen dann Yvonne Catterfeld als Romy, wir sehen Jessica Schwarz als Romy.
Doch die unsterbliche, die ewige Romy Schneider sehen wir nur mit dem Herzen gut.
02h30 dans Presse - 2008, Revue Bild | Lien permanent | Commentaires (3)
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Wie eine Frau zur Göttin wird
Am Montag wäre Romy Schneider 70 Jahre alt geworden. Über die gefallene Tochter der deutsch-österreichischen Nachkriegszeit.
Sie war der größte Star, den die beiden Deutschlands und ihr Geburtsland Österreich verdienten. An ihren "Sissi"-Filmen brach sich die geschichtsklitternde Nostalgie der Nachkriegsära, an ihrer französischen Karriere die Hassliebe gegenüber unbotmäßigen Töchtern. Unverdaute Vorurteile gegenüber dem alten Feind Frankreich, mit dem ein neues Europa entstehen sollte, spielten in die heftigen Ressentiments gegen Romy Schneider hinein, als die junge Frau die deutsch-österreichische Filmfamilie verließ, Anfang der Sechziger nach Paris zog und eine internationale Karriere begann.
Die Hassliebe der Medien entwickelte sich zu einem roten Faden ihrer Geschichte, ihr kokettes Spiel mit dem Ruhm ebenso. Romy Schneider war eines jener grandiosen Naturtalente, die ein erotisches Verhältnis zur Kamera auslebten, aber von tiefer Angst getrieben waren, das Handwerk ihrer Kunst nicht zu beherrschen. Hätte sie weiter das herzige Ding à la "Mädchen in Uniform" und "Monpti" verkörpert oder als österreichische Kaiserin Sissi die Heilige in schönen Kostümen gegeben, man hätte die schöne junge Frau weiter auf Händen getragen.
Doch Romy Schneider brach aus dem Klischee aus, das ihre Mutter Magda Schneider, ein Star im einstigen Unterhaltungskino unter Goebbels, lanciert hatte. Erwachsene Rollen wie die der desillusionierten mondänen Ehefrau in Luchino Viscontis "Boccaccio 70", die ihrem Mann Liebe gegen Geld verspricht, provozierten die heuchlerische Sittlichkeit der frühen 60er-Jahre. Romy Schneider nahm vorweg, was sich später als gesellschaftlicher Umbruch durchsetzen sollte. Eine Mentalitätsgeschichte jener Zeit fände an ihren Filmen und ihrer Lebensgeschichte reichlich Material.
Geboren 1938 in Wien als Tochter des Schauspielerpaares Magda Schneider und Wolf Albach-Retty, gehörte Romy Schneider durch ihren Vater einer berühmten österreichischen Schauspielerdynastie an. Von ihrer Mutter Magda, die im Nazi-Film zu Ehren und Reichtum gekommen war, mag sie den Ehrgeiz geerbt haben. Wie der einsame, aufs Theaterspielen versessene Teenager als Ersatzobjekt für Magda Schneiders fehlenden Nachkriegserfolg aufgebaut und mit gezielten Indiskretionen immer wieder der Boulevardpresse ausgesetzt wurde, prägte Romy Schneiders spätere Lebensentscheidungen. Die Sehnsucht nach dem abwesenden Vater und ihre Abneigung gegen Magda Schneiders zweiten Ehemann, den Kölner Gastronomen "Daddy" Blatzheim, entwickelten sich zu einer tief sitzenden Angst vor dem Liebesentzug. Blatzheim bereicherte sich an den Gagen der Stieftochter, so dass die Flucht nach Paris zu Alain Delon ein radikaler Neubeginn, ein Start in eine schmerzlich scheiternde Unabhängigkeit wurde.
An Romy Schneiders Affären und Liebeskatastrophen, ihrem Luxus, den Abstürzen in Alkohol- und Tablettenprobleme und den persönlichen Schicksalsschlägen nahm die Sensationspresse teil. Als 1981 ihr Sohn bei einem schrecklichen Unfall starb, sie vor einem erneuten finanziellen Fiasko stand und ihm Jahr darauf überraschend starb, vollendete sich der Mythos der Leinwandgöttin, die in sechzig Filmen emanzipierte sinnliche Frauenbilder entwarf, doch im Privatleben hilflos an den Männern und sich selbst scheiterte.
Was von ihr bleibt, ist ihre vibrierende Leinwandpräsenz, ihre melodiöse Stimme, die einen zarten Wiener Tonfall bewahrte, und das breite Spektrum ihrer Charakterstudien im Kino. Romy Schneider verkörperte die Leni in Orson Welles Kafka-Verfilmung "Der Prozess", sie wagte eine kühle und distanzierte Neu-Interpretation ihrer Sissi-Figur in Luchino Viscontis "Ludwig II.", gab in André Zulawskis düsterem Film "Nachtblende" das Porträt einer Schauspielerin, die um ihre künstlerische Anerkennung kämpft.
Mit Claude Sautet schuf sie ihre schönsten Filme, eine Reihe moderner Melodramen, in denen sie eine seltene Intensität erreicht. "Die Dinge des Lebens" erzählt vom Tod ihres Geliebten, ihrer Trauer, doch die Kraft und Vehemenz ihrer Lebendigkeit im Augenblick überstrahlt im Kino alle Gefühle der Verzweiflung.
Claudia Lenssen
02h40 dans Presse - 2008 | Lien permanent | Commentaires (0)
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Der «Mythos» Romy Schneider lebt
Die große Schauspielerin hat sich privat nie für eine Rolle entscheiden können. Romy Schneider war die Männer verschlingende Femme fatale auf der Suche nach häuslicher Geborgenheit, die Emanzipierte mit dem Hang zu Machos und die Depressive voll kindlicher Lebensfreude.
«Ich kann nichts im Leben, aber alles auf der Leinwand», hat sie einmal über sich selbst gesagt. Ihr früher Tod an «gebrochenem Herzen» im Alter von 43 Jahren nach tragischem Leben machte sie vollends zur Legende. Am 23. September wäre die als Kaiserin «Sissi» bekanntgewordene Actrice 70 Jahre alt geworden. Zahlreiche Ausstellungen und Neuerscheinungen zeigen, dass der «Mythos Romy Schneider» unsterblich ist.
Allein zwei Jungschauspielerinnen versuchen sich in diesen Tagen in der Rolle der tiefgründigen Deutsch-Österreicherin, die selbst oft nicht so genau zu wissen schien, wer und wie viele sie eigentlich ist: Der deutsch-französischer Film «Eine Frau wie Romy» mit der Serien-Darstellerin Yvonne Catterfeld in der Hauptrolle soll im Herbst 2009 in die Kinos kommen. In einer Kooperation von SWR, WDR und ORF verkörpert die Moderatorin und Schauspielerin Jessica Schwarz Romy in einem für Anfang 2009 geplanten Fernsehfilm. «Romy war eine Frau, die alles gegeben hat, in der Liebe und im Beruf, sie hat sich verausgabt. Auf jeden Fall war sie eine Frau, die das Leben geliebt hat trotz aller Schicksalsschläge», analysiert Catterfeld ihre bisher wohl wichtigste Rolle.
Als Rosemarie Magdalena Albach wird Romy 1938 als Tochter des Schauspieler-Ehepaares Wolf Albach-Retty und Magda Schneider in Wien geboren, nach der Scheidung wächst sie teils im Klosterinternat auf. Zu ihrer dominanten und in ihrer Kindheit häufig abwesenden Mutter verbindet sie lebenslang ein enges, wenn auch nicht spannungsfreies Verhältnis. 1953 startet sie dann an deren Seite ihre Film-Karriere mit dem Streifen «Wenn der weiße Flieder wieder blüht», zwei Jahre später gelingt ihr als unschuldig-schöne Kaiserin in den drei «Sissi»-Filmen der Durchbruch. Dort fesselt sie das Publikum erstmals mit ihrer unvergleichlichen Ausstrahlung aus Kindlichkeit, Unschuld und tiefer Empfindungsfähigkeit, der sie später noch eine flirrende Erotik hinzufügt.
Ihr süßliches «Sissi»-Image wird die Vollblutschauspielerin erst los, als sie sich radikal neu orientiert und 1959 zu ihrer großen Liebe Alain Delon nach Paris flüchtet. Sie arbeitet manisch, dreht in den 1960er und 1970er Jahren international erfolgreiche Filme mit den großen Regisseuren der Zeit, mit Luchino Visconti, Orson Welles, Otto Preminger und vor allem Claude Sautet. Sie sei viel älter, als sie wüsste und habe eine Tiefe, eine Jungfräulichkeit und auch Sünde in ihrem Wesen, das unglücklichen Männern keine Furcht mache, soll Visconti mal zu ihr gesagt haben.
Doch so leicht sie die Männer verführen kann, so wenig dauerhaftes Glück bleibt ihr. Ihre Beziehung zu Delon und zwei Ehen scheitern, immer wieder wird in den Medien von ihrer angeblichen Bisexualität und ihren zahlreichen Liebschaften berichtet. Selbst Jahrzehnte nach ihrem Tod lässt es sich der inzwischen 79-jährige Aufklärungspapst Oswalt Kolle nicht nehmen, vor kurzem eine Affäre mit der Schönen zu «gestehen». Auch in der Liebe tritt die innere Zerrissenheit Schneiders zutage: Sie sucht sich dominante und starke «Beschützer», rebelliert aber gleichzeitig gegen ihre Unterwerfung.
«Romy ist die projektierte Verkörperung aller deutschen Frauenklischees der Nachkriegs-Jahrzehnte: von der Jungfrau über das Luder bis hin zur reuigen Mutter. Das hatte auch sie selbst klarsichtig erkannt und immer wieder versucht, sich davon zu befreien», notiert ihre Biografin Alice Schwarzer. Schneider bekennt sich im Magazin «Stern» öffentlich zu einer damals in Deutschland verbotenen Abtreibung oder lässt Nacktfotos im «Playboy» drucken. Auch ihre Tabletten- und Alkoholsucht dringt an die Öffentlichkeit.
Im Juli 1981 stürzt dann ihr Sohn David aus der Ehe mit dem Schauspieler Harry Meyen im Alter von 13 Jahren in das Eisengitter eines Gartenzaunes und stirbt. Die physisch wie psychisch erschöpfte Mutter überlebt ihr Kind nicht mal ein Jahr: Im Mai 1982 stirbt Romy Schneider im Alter von 43 Jahren an Herzversagen. Doch selbst dann kehrt nicht die von ihr so herbeigesehnte Ruhe um sie ein: Die Medien stilisieren ihr Ableben als einen «Tod an gebrochenem Herzen», mutmaßen einen möglichen Selbstmord und zahlreiche Menschen beginnen mit der öffentlichen Analyse der Frau, die zeitlebens so widersprüchlich war. «Zu viele mörderische Faktoren haben ihr die Kraft zum Weiterleben geraubt: der Schmerz um David, die Folgen der Nierenoperation, die Schwächung durch zwanzig Jahre Hungerkuren, der Alkohol, die Tabletten - und die Überdosis Weiblichkeit», schreibt Alice Schwarzer.
Von Miriam Bandar
02h04 dans Presse - 2008 | Lien permanent | Commentaires (0)
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"Ihr entziffert mich nicht"
Heute wäre Romy Schneider 70 Jahre alt geworden. Ihr Leben ist längst ein Drehbuch. Nun soll es gleich zwei Mal verfilmt werden
Petra Ahne
BERLIN/BAD REICHENHALL. Es war Nacht, Torsten C. Fischer saß in einem kleinen Zimmer im ersten Stock eines Hauses in Oberbayern, nicht weit weg vom Haus begannen die Berge. Der Rest des Filmteams war in einem anderen Raum, es war ruhig. Torsten C. Fischer saß im Dunkeln, er glaubte, die Berge zu fühlen. Er dachte daran, wie das Mädchen, dem dieses Zimmer sechzig Jahre zuvor gehörte, die gleiche Stille gespürt hatte. Er fühlte sich dem Mädchen wieder ein Stück näher. Dem Kind, das Rosemarie Albach hieß. Und Romy Schneider wurde.
Am Tag nach den Dreharbeiten in Romy Schneiders Elternhaus am Fuß der Alpen sitzt Torsten C. Fischer im Restaurant eines gediegenen Hotels in Bad Reichenhall, nicht weit weg. Er sieht etwas müde aus, doch wenn er redet, ist er wach und konzentriert. Seine Gedanken über dieses Projekt, diese Frau, deren Leben er verfilmt, formuliert er in langen, geordneten Sätzen. Es sind viele Gedanken. Torsten C. Fischer dreht einen Film über Romy Schneider. Es wird der erste Spielfilm über ihr Leben sein. Er soll im nächsten Frühjahr in der ARD laufen, Romy Schneider wird von Jessica Schwarz gespielt. Ein zweiter Film soll ab dem Frühjahr gedreht werden, er soll ins Kino kommen, als Hauptdarstellerin ist Yvonne Catterfeld vorgesehen.
Am heutigen Dienstag wäre Romy Schneider 70 Jahre alt geworden. Gestorben ist sie mit 43. Hätte sie zwanzig Jahre länger gelebt, ihr Tod würde wohl als Schlusspunkt ihres Lebens gesehen. So wird ihr Leben von seinem Ende her erklärt. Weil es so früh kam. Weil man einem Herz ziemlich viel angetan haben muss, wenn es so jung zu schlagen aufhört. Romy Schneider wurde am Morgen des 29. Mai 1982 tot in ihrer Pariser Wohnung gefunden. Der Arzt stellte Herzversagen fest.
Seit ihrem Tod wird Romy Schneider erklärt. Wer sie war. Warum ihr Leben so endete. Wer Schuld hat. Viele glauben, Antworten zu haben. Sie haben sie erzählt und aufgeschrieben, in Biografien und Dokumentarfilmen. "Ihr entziffert mich nicht. Nicht mehr! Das tue ich, und zwar so, wie ich es will!!!" schrieb Romy Schneider einmal so oder ähnlich einer Freundin, genau weiß man das oft nicht bei Zitaten, die von ihr überliefert sind. Jedenfalls passen die Sätze. Sie wollte nicht gedeutet werden.
Gehalten hat sich nie jemand daran. Es reizt, sie zu entziffern. Unterhält man sich über Romy Schneider, fällt auf, dass Frauen in der DDR und in der BRD sie gleichermaßen interessant fanden. Sie sagen, dass sie, die Deutsche, die nach Frankreich ging, so etwas Selbstständiges, Glamouröses ausstrahlte. Dass man an ihr gern sein eigenes Leben maß, den eigenen Mut, die Risikobereitschaft. Dass es aber auch eine Unruhe, eine Verausgabung gab im Leben Romy Schneiders, die bedrohlich schien.
Ihr Leben, immer wieder nacherzählt, ist längst ein Drehbuch, reduziert auf Bilder und Wendepunkte. Es ist eine Geschichte, die einen Regisseur reizen muss. Da ist der Koffer mit einer Million Mark, die ihr der Stiefvater verspricht, wenn sie sich bereit erklärt, einen vierten Teil von "Sissi" zu drehen - sie lehnt ab. Ihr spontan gebuchter Flug nach Paris, zu ihrem Freund Alain Delon, der ein Flug in die Freiheit war, weg vom Image des unschuldigen Mädchens. Da sind die Bilder, auf denen sie bewundernd zu ihrem 14 Jahre älteren Ehemann Harry Meyen aufblickt, für den sie sich in Berlin als Hausfrau und Mutter versuchte. Die Jahre an der Seite ihres Sekretärs Daniel Biasini, wieder ein Mann der schnellen Autos und eines exzessiven Lebensstils, ihm haftet der Ruf an, ihr Vermögen ausgegeben zu haben. Dann das Drama. Der Tod ihres vierzehnjährigen Sohnes durch einen Unfall. Ihr eigener Tod, kein Jahr später. In diesem Drehbuch gibt es die gefeierte Schauspielerin und die zunehmend unglückliche Frau. Es ist eine Rolle, die französische Regisseure in den siebziger Jahren bevorzugt mit Romy Schneider besetzt hätten.
Torsten C. Fischer sagt, es sei jetzt wichtig, einen Schutzraum zu errichten. Einen Ort, zu dem die vorproduzierten Bilder und Deutungen keinen Zugang haben. In dem auch die Befürchtungen wegen Klagen, die kommen könnten, keinen Platz haben. Es ist riskant, Romy Schneiders Leben zu verfilmen. Wohl auch deshalb ist es noch nicht geschehen. Was für den einen die Wahrheit ist, ist für den anderen eine Lüge. Daniel Biasini, der in vielen Biografien nicht gut wegkommt, hat sich oft streitlustig gezeigt.
Die Berliner Filmfirma Phoenix, die den Film produziert, hat sich vorbereitet. Jede Drehbuchseite wird von Justiziaren geprüft. Man habe sehr gründlich recherchiert, sagt Markus Brunneman, der Chef von Phoenix. Und zeige nichts, was sich nicht belegen lasse.
Daniel Biasini kommt in dem Film als Person sicherheitshalber gar nicht vor. Zu Wort gemeldet hat er sich trotzdem schon. In der aktuellen Ausgabe der Fernsehzeitung Hörzu ist ein offener Brief Biasinis veröffentlicht, er schreibt, der Autor des Drehbuchs verdiene Geld damit, "Romy als Marionette darzustellen, die sich jedem vermeintlich Stärkeren unterwarf, nur Enttäuschungen und Niederlagen erlebte". Markus Brunnemann sagt, dass Biasini die jetzige Fassung des Drehbuch nicht gelesen haben kann: "Das ist nicht die Romy, die wir zeigen."
Torsten C. Fischer wollte Bedenkzeit, als ihm das Projekt angeboten wurde. Er hat bei mehreren von der Kritik gelobten Fernsehfilmen Regie geführt, auch über einen pädophilen Jugendlichen. Man kann ihn unerschrocken nennen. Doch Romy Schneider ließ ihn zögern. Er sagt, er wusste nicht, ob er "auf eine so lange Reise gehen" wollte mit dieser Frau, die er als Schauspielerin verehrte, aber über die er nicht viel wusste.
Am Ende sagte er zu. Er hat einen Ausdruck gefunden, der ihm gefällt, er hat er ihn auf einem Zettel notiert: Honka Dori. Das Nachempfinden einer Melodie, so wird in Japan die Tradition genannt, Werke berühmter Vorgänger nachzuahmen. Für Torsten C. Fischer drücken sie aus, was er vorhat mit dem Film: "Es geht nicht darum, Romy Schneider zu imitieren, sondern darum, ein Gefühl herzustellen für diesen Menschen". Jessica Schwarz, die Romy Schneider spielt, hat er vorgeschlagen.
Bis jetzt bestanden die Erklärungen Romy Schneiders aus Stimmen, die sich über ihr Bild legten, über die Fotos und Filme. Im Zentrum aber blieb sie selbst. Nun wird ihr Gesicht durch ein anderes ersetzt - dieses Gesicht, das als eines der eindringlichsten gilt, die man auf der Leinwand zu sehen bekommt. Es muss einer jungen Schauspielerin Angst machen, Romy Schneider zu spielen. Fragen kann man Jessica Schwarz das nicht, weil sie gerade keine Interviews gibt. Auch das gehört zu dem Schutzraum.
Jessica Schwarz ist 31 Jahre alt und wenn sie schon ein Image hat, dann dass sie talentiert und wandelbar ist. Sie hat sehr blaue Augen und ein klares Gesicht, eine Ähnlichkeit mit Romy Schneider fällt nicht auf. Torsten C. Fischer sagt, sie sei ein lebenslustiger, risikobereiter Mensch: "In den Mentalitäten ist sie Romy Schneider sehr nah."
Torsten C. Fischer glaubt, so etwas wie seine Wahrheit über Romy Schneider gefunden zu haben. Vor allem dank eines Menschen, der ihr sehr nah gewesen sei. Mit diesem Menschen hat er lange und oft geredet. Er wird ungenannt bleiben, das war die Vereinbarung.
Die Frau, die er nun vor sich sieht, wenn er an Romy Schneider denkt, ist stark, sie hat eine Gier nach Leben und grenzenlose Lust am Schauspiel. Männer sind für sie weniger wichtig, als es heißt. Wichtiger ist die Arbeit. "Die eigentliche Verführung waren die Regisseure" sagt Fischer.
Es wird jetzt auch ein Film über das Filmemachen. Über die Intensität des Drehens und die Leere danach. In Romy Schneiders Leben, scheint es, ist die Balance verlorengegangen zwischen der Arbeit und der Zeit davor und danach. Jeder, der beim Film ist, kann zumindest verstehen, wie das passieren kann. Auch deswegen sei das Projekt so reich, sagt Fischer, jetzt, zwei Wochen nach Drehbeginn. Sie weichen immer wieder ab vom Drehbuch, drehen oft mit einer kleinen Kamera. Ein Eindruck des Improvisierten entsteht, der wohl betonen soll, dass die Romy Schneider dieses Films nur ein Vorschlag ist.
"Ich glaube, Romy Schneider würde zu unserem Film sagen: Endlich hat mich einer verstanden." Das sagt Douglas Welbat, der auch einen Film über Romy Schneider drehen möchte. Er sitzt an einem sonnigen Vormittag in einem Café am Berliner Gendarmenmarkt und hat ziemlich gute Laune. Am Nachmittag wird er nach Zürich fliegen, zur Nichte Romy Schneiders. Er hatte ihr das Drehbuch geschickt, sie wird ihre Meinung dazu sagen. Welbat hat ein gutes Gefühl. Schon mit diesem Teil der Familie sprechen zu können, ist ein Sieg. Romy Schneiders Bruder, dessen Tochter er trifft, hat sich noch nie öffentlich zu seiner Schwester geäußert. Daniel Biasini ist sowieso einverstanden mit dem Projekt, sagt Welbat, der habe eine Gänsehaut bekommen, als er die Probeaufnahmen mit Yvonne Catterfeld sah. Auch Sarah Biasini, Romy Schneiders Tochter, sei angetan. Und Alain Delon habe zu Co-Produzent Raymond Danon, der einige Filme mit Romy Schneider produziert hat, gesagt: Wenn Du dabei bist, ist es in Ordnung.
Biasini. Delon. Sarah. Douglas Welbat nennt die Namen wie Beweise. Als ob damit schon das wichtigste gesagt sei über sein Projekt.
Douglas Welbat ist ein wuchtiger Mann, der gerne redet, mit einer Stimme, die an das Krümelmonster aus der Sesamstraße erinnert. Was daran liegt, dass das seine Stimme ist. Welbat, 51, arbeitet als Sprecher, als Schauspieler, und er hat zwei Filme produziert: die Schneewittchen-Parodien "7 Zwerge - Männer allein im Wald" und "7 Zwerge - Der Wald ist nicht genug".
Und jetzt Romy Schneider. Auf dem Filmfest in Cannes sei er angesprochen worden, ob er nicht einen Film über Romy Schneider mitproduzieren wolle, sagt Welbat. Er wollte. Er traf Daniel Biasini, dreißig-, vierzigmal, wie er sagt. Am Ende hatten sie ein Drehbuch. Und eine Romy Schneider, die lebensbejahend gewesen sei. "Aber, und das passt nicht in die Spießerseele, sie hat gesagt, da ist eine Grenze, und da will ich mal dahintergucken". Sie habe einfach gerne gelebt, "nur heute, wo alle linksgedrehte Milchsäure trinken, denkt man bei einer Frau, die Rotwein trinkt, gleich an eine Alkoholikerin".
Hinter dem Bild einer unglücklichen, labilen Romy Schneider scheint 26 Jahre nach ihrem Tod ein anderes aufzutauchen. Douglas Welbat und Torsten C. Fischer beschreiben ähnliche Frauen. Dennoch ist da der Eindruck, dass sie zwei sehr unterschiedliche Filme drehen werden.
Douglas Welbat erzählt von dem Casting, europaweit. Herausgekommen ist Yvonne Catterfeld. Die Darstellerin aus "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" und einer Telenovela. Die von Dieter Bohlen produzierte Sängerin. Douglas Welbat kennt die belustigten Blicke. Er beantwortet sie mit einem Satz, der ihm Freude macht. Romy Schneider, dem Star der "Sissi"-Filme, habe man zuerst auch nicht zugetraut, ernste Rollen zu spielen.
Ein paar Szenen mit Yvonne Catterfeld als Romy Schneider kann man sich schon ansehen. Als Mädchen, als junge und als etwa 40-jährige Frau. Catterfeld, 28 Jahre alt, spricht Worte, die Romy Schneider gesprochen hat. Angst vor dem Original spürt man nicht. Da ist Ähnlichkeit und eine gewisse Intensität des Spiels, die man von Yvonne Catterfeld noch nicht kennt. Trotzdem sieht man vor allem Yvonne Catterfeld, die Romy Schneider spielt.
23 Millionen Euro soll der Film kosten, fast fünf Mal so viel wie das ARD-Projekt. Zu 80 Prozent sei das Geld beisammen, sagt Douglas Welbat. Regisseur ist Josef Rusnak, dessen Thriller "13th floor" hatte Welbat gut gefallen. "Eine Liebeserklärung an unsere Freundin Romy Schneider" werde der Film, sagt Welbat. Hätte sie die gewollt? Vielleicht hätte sie gelacht. Sie hat gerne gelacht, liest man.
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